Publikation

Wohnen am Wasser von Paris bis zum Pazifik


Zeitschrift: Elle Decoration

Der Garten ist ein Spiegel des Hauses und seiner Bewohner. Im Idealfall natürlich. Denn häufig fehlen dafür die Voraussetzungen. Und nur ganz selten gelingt die Realisierung so konsequent wie bei unserem Beispiel aus Detmold. Ein Garten-Special von ELLE Decoration regte die frisch gebackene Grundstücksbesitzerin dazu an, sich einen Garten maßschneidern zu lassen. Die Modedesignerin aus Süddeutschland stand mit ihrer Familie gerade vor dem Ortswechsel, und neu gebaut werden sollte sowieso. Und wenn man den Traum vom grünen Zimmer wörtlich nimmt, dann muss es zum neuen Haus passen wie drinnen die Stühle zum Tisch und die Leuchte zum Sofa. Ein Zitat und ein Glossar mit den Top-Adressen der "grünen Magier" führten sie zu Gartendesigner Christhard Ehrig. Der Auftrag: ein pflegeleichter Garten "für alle Jahreszeiten", passend zu einer funktionalen Bauhaus-Architektur mit viel Glas und Transparenz. Eine Steilvorlage. Christhard Ehrig ließ sich von der Architektur des Hauses inspirieren und legte einen Wasserspiegel vor die Glasfassade: „Er verlängert die strenge Fensterfront um zehn Meter in den Garten hinein. Man könnte auch sagen: Die Wasserfläche ist eigentlich das Fenster des Gartens. Sie bringt das Licht herein, und durch die Spiegelung geht das Gebäude in den Garten über.“ Die Grenzen zwischen drinnen und draußen heben sich auf. Auch architektonisch legt sich der Garten als Sichtachse durchs Haus: Von vorn sieht man durch bis zum Gemüsegarten an der Rückseite, von hinten bis zum Gartentor. Es war ein besonderer Glücksfall, dass beide Architekten schon in der Planungsphase zusammenarbeiten und Haus und Garten zu einer Einheit fügen konnten. Das Gebäude steht sichtgeschützt in der Tiefe des Raums auf 1200 qm Grund. Ein Klinkerweg läuft schnurgerade darauf zu. In den Grünflächen, gefassten Beeten, Terrassen und Pflasterungen wiederholt sich die Geometrie der Architektur. Gezielt platzierte Findlinge und Buchskugeln halten rund dagegen. Alles ist nach Farbe und Jahreszeit gesetzt, so dass die Sinne ganzjährig auf ihre Kosten kommen. So entstehen Blickfänge aus einzelnen Pflanzen und Blüten, wie die weiße Clematis im Frühjahr, die Blatt-Taler des Judasbaums im Herbst oder die Rhododendrontupfer, die im Sommer rosarot auf Dunkelgrün zum textilen Dekor werden. Wir bewegen uns in einem Garten des 21.Jhs. mit ruhigen Flächen und markanten Gestaltungslinien, wo Wasser, Blüten und Gesteine zum eleganten Design zusammenwachsen. Und unsere Leserin? Wundert sich auch nach zwei Jahren noch immer darüber, dass sie "neuerdings" am liebsten draußen ist.

Autor:
Francesa Morucci

Jahr:
2005

Typ:
Magazin

Verlag:
Elle Verlag GmbH (München)

ISBN / ISSN:
0941-7303

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