Pressespiegel
Der Therapiegarten als geschützter Freiraum
Bei einem Therapiegarten, der als geschützter Freiraum fungiert, handelt es sich nicht um körperlich-seelische Erkrankungen, sondern um geistig-körperliche Beeinträchtigungen unterschiedlich schweren Ausmaßes. Diese Therapiegärten sind als geschützte Gartenräume zu klassifizieren, da diese Räume zur Sicherheit der Patienten nach außen hin abgeschlossen sind. Dies trifft für die Psychiatrie und die Gerontopsychiatrie zu. Unter den betroffenen Patienten finden sich autistische Menschen und ältere Menschen, die unter Demenz leiden.
In Abgrenzung hierzu stehen die Patienten mit Schizophrenien und Psychosen, weil diese Erkrankungen in den meisten Fällen in Schüben erfolgen und sie deshalb keiner dauerhaften klinischen Sicherung bedürfen. Sie sind rehabilitierbar im Unterschied zu autistischen und demenzkranken Patienten, die zu ihrem Schutz dauerhaft in Anstalten leben. Im Gegensatz zu den Menschen mit körperlich-seelischen Erkrankungen fehlt es den stark geistig-körperlich beeinträchtigten an Möglichkeiten, sich ein objektivierbares Bild von der Realität zu verschaffen und sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Der Freiraum muss deshalb in sich geschlossen sein, eine einfache Wegeführung aufweisen und ausreichend Übersichtlichkeit bieten, damit Patienten sich nicht verirren und in Panik verfallen.
Bei demenzkranken Menschen ist immerhin das Erinnerungsvermögen an frühe positive Sinneserfahrungen geblieben und in der Regel besonders lebendig, auch wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt oder ausfällt. Mit unterschiedlichen Gestaltungselementen kann die Sinneserinnerung geweckt werden. So kann unter professioneller Anleitung mit Hilfe eines Sensitivtrainings sowohl die körperliche als auch die vegetative, psychische Ebene des älteren Menschen positiv erreicht werden. Auch muss bei älteren Menschen an die Beschränkung des Bewegungsradius (Rollstuhl etc.) gedacht werden. Ihr Leben spielt sich auf engem Raum ab. Daher kommt der Qualität des noch erreichbaren Raumes bzw. Gartenraumes besondere Bedeutung zu.
Je nach verbliebener Kraft der Sinnesorgane, können die älteren Menschen auf ein weitgefächertes Wahrnehmungsangebot des Freiraumes zurückgreifen z.B.:
Sehen: Landschafts- und Naturdetail, Licht und Schatten, Form und Farbe, Freiraumskulpturen
Hören: Wind- und Wassergeräusche, Klanginstallationen
Riechen: Kräuter- und Gewürzpflanzen, Blütendüfte
Schmecken: Gartenfrüchte, Kräutertees
Fühlen: Wasser, Stein, Moose, Wiese, Holz, Sand, Wind, Blindenhochbeet mit Pflanzen zum Tasten
Die Ansprache der Sinne und die damit einhergehende Steigerung des Wohlbefindens können im Umfeld der Klinik zum positiven Lebensgefühl der Kranken beitragen und bei Senioren die Lasten des Alltags erleichtern.
Veröffentlicht am:
02.02.2012
Autor:
Ehm Eike Ehrig
Herausgeber:
LandschaftsArchitektur Ehrig
Stichworte:
Freiraum, Demenzgarten, Gerontopsychiatrie, Psychiatrie, Sinneserfahrungen, Therapiegärten