Pressespiegel
Düsseldorf Benrath streitet um die Trauerweide vor dem Lustschloss Benrath ein Informationsabend
Düsseldorf Benrath streitet um die Trauerweide vor dem Lustschloss Benrath ein Informationsabend
Am Abend des 07.09.2015 fand im Ostflügel des Benrather Schlosses auf Einladung der Gartenamtsleiterin Frau Doris Törkel und des Schlossherren Dr. Stefan Schweizer ein Informationsabend für die Benrather statt. Herr Ehm Eike Ehrig stellte seine Planung für die Insel im Schlossweiher vor und erläuterte die Entwicklung der Insel.Die barocke Schlossanlage in Benrath wurde 1773 von Kurfürst Carl Theodor in Auftrag gegeben und nach französischem Vorbild vom Gartenkünstler Pigage entworfen. Damit gehört Sie zu einer der wenigen spätbarocken Parkanlagen im deutschen Sprachraum. Mit dem Wegzug Carl Theodors in seine neue Residenz nach München wurde der Benrather Schlosspark mit weniger Aufmerksamkeit versehen und begann spätestens mit der französischen Invasion unter Napoleon zu verfallen. So ist überliefert, das die Parkanlage von den französischen Truppen nicht geschont wurden.Mit dem Wiener Kongress 1815 viel das Rheinland an die Siegermacht Preußen die für das Lustschloss am Rhein über Jahrzehnte keine Verwendung fand. Erst 1843 wurde Friedrich Maximilian Weyhe und Kürten mit der Wiederherstellung der Parkanlage beauftragt. Die künstlerische Oberleitung lag beim damals schon betagten Peter-Josef Lenné. Die drei Gartenkünstler richteten die Parkanlage jedoch nicht wieder komplett nach Pigages barocker Planung her, sondern gestalteten die Parkanlage in einigen Teilbereichen gemäß dem neuen landschaftlichen Stiel um. Hierin liegt die Geburtsstunde der Insel im Weiher begründet. Der landschaftliche Gartenstil, der zusammen mit den Gedanken der Aufklärung aus England auf den Kontinent übersprang fand mit der Anlage des Englischen Gartens am Westflügel des Schlosses und des landschaftlich umgestalteten Schlossweihers mit der Insel in Benrath seinen deutlichsten Ausdruck. Das Motiv der Insel wiederum war ein typisches Element landschaftlich gestalteter Parkanlagen und geht zurück auf das Vorbild der „Île des peupliers“, zu Deutsch der Insel der Pappeln im Park von Ermenonville in Frankreich auf der Philosoph Rousseau seine letzte Ruhestätte fand. In den 1980er Jahren war der landschaftliche Stil in Benrath nicht gut gelitten und störte in der damaligen Ansicht den ungetrübten Blick auf das barocke Lustschloss. In Unkenntnis der Bedeutsamkeit dieses gartenkünstlerischen Vermächtnisses wurde die Insel als Enteninsel tituliert und ihr Verfall herbeigesehnt. Das Stilreinheit kein Ziel der Denkmalpflege sein sollte bzw. kann hatte sich auch 100 Jahre nach dem Restaurationsstreit und der scharfen Kritik von Alois Riegel, Georg Dehio und Max Dvorak bis Benrath noch nicht herumgesprochen. Die Benrather Bevölkerung verhinderte zum Glück schlimmeres und sorgte dafür, dass die „Enteninsel“ vor der Stilpurifizierung bewahrt blieb.Doch noch heute ist das Prädikat Enteninsel in den Benrather Köpfen fest verankert und die Feststellung, dass die Insel in Wirklichkeit ein Zitat der Rousseau-Insel darstellt für viele eine überraschende Neuigkeit. Einigen Benrathern fällt es augenscheinlich schwer eine neue Perspektive auf die altbekante Insel einzunehmen. Das Thema der Insel wurde emotional deshalb für die Benrather so bedeutsam, weil es einen Stück Heimatverlust an einem exponierten Identifikationsort markiert. Ein Bild, das viele seit Kindertagen kannten ging mit dem Pfingststurm Ela 2014 verloren. Die Trauerweide brach im Sturm und wurde in den Weiher geworfen. Übrig blieb ein kleiner Erdhügel im Wasser der zuvor noch eine Insel war. Niemand erinnerte sich in dieser Situation noch daran, dass auf dieser Insel vor 70 Jahren noch zwei Bäume gestanden hatten. Die wohl vertraute Trauerweide auf der Nordseite der vormals ovalen Insel und eine Säulenpappel auf der Südseite der Insel. In der Symbolik des landschaftlichen Gartenstils stand die Trauerweide im Norden mit hängenden Ästen, als Sinnbild für Vergänglichkeit und Dunkelheit, wohingegen die straff aufstrebende Säulenpappel im Süden, die zum Zenit der Sonne, dem Licht strebende Seele darstellte.Die Pappel kam in den Kriegsjahren abhanden, vermutlich in Folge einer Druckwelle durch eine Fliegerbombe und wurde nach dem Krieg nicht nachgepflanzt, da es zu dieser Zeit drängendere Anforderungen zu lösen galt. Später wurde die Pappel, da sie nichtmehr in das neue Konzept der Stilpurifizierung passte schlichtweg ignoriert und der untergegangene Südteil der Insel nicht wieder aufgebaut. Heute droht mit dem Nordteil nun die gesamte Insel unter zu gehen und die Planung des Büros L-A-E LandschaftsArchitektur Ehrig sieht vor die Insel wieder von 40 m² auf die ursprüngliche Ausdehnung von 60 m² zu bringen. Dann wird wieder Platz für zwei Bäume vorhanden sein und der Schlossweiher die Ansicht zurück erhalten, die Kürten, Weyhe und Lenné ihm gegeben hatten.
report-D Internetzeitung Düsseldorf vom 08.09.2015 von Dirk Neubauer
Veröffentlicht am:
08.09.2015
Autor:
Ehm Eike Ehrig
Herausgeber:
LandschaftsArchitektur Ehrig
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