Publikation
Der Outdoor-Salon
Zeitschrift: Wohn Design
Der richtige Stil hört nicht vor der Haustür auf – erst ein gelungen gestalteter Garten rundet den Gesamteindruck eines Gebäudes ab, und ein Gartenarchitekt weiß, was seine Auftraggeber brauchen!
Für Christhard Ehrig, namhafter Landschaftsarchitekt und Mitglied im Vorstand des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten, Sektion Nordrhein-Westfalen, ist es bei seiner Arbeit unerlässlich, eng mit dem Auftraggeber zusammenzuarbeiten. „Der ideale Garten sollte sich mit der Architektur des Hauses zu einem einheitlichen Werk verbinden“, lautet sein Plädoyer. Natürlich haben die meisten Bauherren schon eine genaue Vorstellung von ihrem grünen Wohnzimmer, ob Rosengarten, Blüten-, Bauern- oder Schmetterlingsgarten... Den Hang zum Minimalismus, wie er in der öffentlichen Freiraumplanung momentan en vogue ist, kann Ehrig bei den Privatgärten nicht feststellen. „Hier sind die Wünsche der Bauherren meist sehr umfangreich, sodass ein Gartenarchitekt selektierend einwirken muss.“ Die Konsultation eines Profis erspart aber nicht nur den Missgriff in puncto Bepflanzung, er kennt sich auch mit den aktuellen Gartenmöbelprogrammen der Hersteller und den vorherrschenden Trends aus. Momentan werden aufgrund der beruflichen Anforderungen akzentuierte, pflegeleichte Gärten bevorzugt, in denen die Pflanzen als grafische Elemente auftreten und sich das Interieur in das Gesamtbild einfügt. Die Rede ist auch vom Design-Garten: „Dabei unterliegt die Gartenarchitektur in Maßeinheiten und Formgebung festen Gesetzmäßigkeiten, wie sie seit der Bauhauszeit in der neuen Architektur wieder angewandt werden. Im Kontrast zur Architektur steht hierbei die Pflanze, die mit ihrer Dynamik die harten Kanten überspielt oder als geometrisch geschnittene Formen designt wird.“ Es kann auch mit Brüchen Spannung erzeugt werden. „Wenn zum Beispiel bei einem sehr alten Garten die authentischen Möbelformen nicht auffindbar sind, wirken moderne Objekte unserer Zeit besser als historisierende Plagiate“, lautet Ehrigs Meinung. Natürlich sollte das Mobiliar funktional sein und den geforderten Ansprüchen genügen. „Das schließt nicht aus, dass einzelne Objekte als künstlerische Solitärmöbel eingesetzt werden, beispielsweise als Abschluss einer Sichtachse oder in einer geschnittenen Heckennische“, betont der Fachmann. Besonders in kleinen Gartenräumen bieten sich solche Akzente an wie ein auffallender Stuhl, eine Hängematte oder ein Sonnensegel. Für kleine Areale sind auch feste Einbauten ideal, zum Beispiel eine Bank, ein Tisch oder eine Anrichte, die bei Bedarf mit leichten, mobilen Möbeln ergänzt werden. Das Mobiliar zum Träumen und Lesen sollte ebenfalls transportabel sein, um dem Lauf der Sonne durch die unterschiedlichen Grünzonen folgen zu können.
Auf die Frage nach den momentan beliebtesten Pflanzen und Materialien hat Christhard Ehrig bei seinen Kunden eine Vorliebe für mediterrane Pflanzen beobachtet, für Stauden, Gräser, Rosen und geschnittene Formgehölze. Ein Grund sei die gestiegene Reiselust, durch die den Auftraggebern die Flora anderer Länder vertraut geworden ist. „Beim Material sind neben edlen Holzausführungen Stahl, Glas, Edelstahl und witterungsfeste Flechtmöbel aus Asien gerade besonders beliebt.“ Sein besonderes Augenmerk gilt dem Einsatz von Wasser und der damit verbundenen Pflanzenwahl, aber: „Persönliche Vorlieben sollten generell hinter der Aufgabenstellung zurücktreten, um für die Menschen und die Situation die richtigen Gestaltungsregister zu ziehen.“ So spricht ein Profi. (hs)
5 Profitipps zum Outdoor-Salon:
1. Achten Sie darauf, dass der Bezug von Hausarchitektur zur „grünen Wohnstube“ gestalterisch gewahrt bleibt.
2. Stimmen Sie die architektonischen Grundstrukturen des Gartens auf Ihre persönlichen Lebensgewohnheiten und Wünsche ab.
3. Planen Sie genau die Aufteilung des Gartens und die Position grafischer Akzente wie Skulpturen, besondere Möbel, ausgefallene Pflanzen.
4. Legen Sie das Konzept der Bepflanzung atmosphärisch und farblich im Vorfeld fest.
5. Lassen Sie die Pflanzen gewähren, greifen Sie nur behutsam ein, um eine persönliche Gartenoase zu kreieren, die Natur und Kultur in Ihrem Umfeld miteinander verbindet.
Autor:
Carole Gürtler
Jahr:
2007
Typ:
Magazin
Verlag:
Wohn Design Verlag AG (Basel)
ISBN / ISSN:
1423-7377
Optionen:
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