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Faszinierende Ideen zur Belebung der Innenstadt


Zeitschrift: Inform – das Volksbank-Magazin

Eine „Wassermeile“ soll in Zukunft Freilichtmuseum, Altstadt und Werre verbinden

Die Detmolder und Besucher ihrer Stadt sollen den Wasserlauf zwischen dem Freilichtmuseum und der Mündung in die Werre wieder stärker erleben können. Zu diesem Zweck unterstützt die Volksbank Detmold die Planungen für einen durchgehenden Fußweg entlang des Graben- und Kanalsystems.

Von dieser so genannten „Wassermeile" verspricht sich Vorstandssprecher Günter Vogt eine zusätzliche Attraktivität der Innenstadt: „Das Projekt bietet eine hervorragende Chance, um Detmolds Ressourcen noch besser zu inszenieren. Wenn die Vision von einer Flaniermeile entlang des Wassers Wirklichkeit wird, lassen sich bestimmt noch mehr Gäste des Freilichtmuseums zu einem Besuch der historischen Altstadt verleiten."

Die Volksbank Detmold möchte in Zukunft einen Beitrag zu ganzheitlichen Ansätzen leisten, damit Detmold auf Dauer ein attraktiver Standort bleibt. Im Rahmen dieser Überlegungen entwickelte Landschaftsarchitektur Ehrig eine erste Idee zur neuen Wahrnehmung der innerstädtischen Wasserläufe.

Die künftige „Wassermeile“ beginnt im Bereich der Inselwiese schräg gegenüber dem Eingang zum Freilichtmuseum. Die Wiese, derzeit von Erlen und Birken überwuchert, ist nach den Vorstellungen der Planer von Gehölzbewuchs freizuhalten. Die Wiese bleibt ansonsten in ihrer Funktion als Überflutungsbereich für Zeiten, in denen die Berlebecke Hochwasser führt, erhalten. Fuß- und Radwege ermöglichen eine Verbindung von der Inselwiese in Richtung Hiddesen und Berlebeck.

Der Bereich rund um die Obere Mühle soll attraktiver gestaltet werden. Unter anderem sind eine Reaktivierung des alten Mühlrades, eine Verlegung der Parkplätze aus der Sichtachse und die Schaffung von Wasserterrassen mit offenem Pavillon vorgesehen.

Die Friedrichstaler Allee soll als dreireihige Lindenallee neu angelegt werden. An ihrem oberen Ende sehen die Planungen im Bereich der Mühle eine Naturstein-Stele als optischen Abschluss vor. Zwischen Allee und Knochenbach sollen offene Wiesenräume entstehen.

Gegenüber dem Sommertheater plant Landschaftsarchitekt Christhard Ehrig eine neue Brücke, die eine Wegeverbindung zwischen Sommertheater und dem Denkmal jenseits des Knochenbachs ermöglicht. Im Bereich der Hochschule für Musik sieht er eine Unterbrechung der Allee durch einen kleinen, mit einem Kunstwerk geschmückten Platz und damit eine attraktive Verbindung zur Palaisstraße vor. Am Willy-Brandt-Platz sollen vier Pylone in Anlehnung an historische Vorbilder den Brückenverlauf über das Gewässer betonen.

Gemeinsam mit dem Detmolder Baudezernenten Dr. Volkmar Reinke wurde vereinbart, dass zwei Planungsteams erste Konzepte zur Umsetzung der Idee entwickeln sollten: Neben Mitarbeitern der Stadt erstellte Landschaftsarchitekt Christhard Ehrig aus Bielefeld einen Vorentwurf, den die Volksbank Detmold finanzierte.

Ehrig kennt sich in Detmold bestens aus: Im Jahr 1993 erarbeitete er ein Grünordnungs- und Freiraumkonzept für den historischen Stadtkern. Auf seinen damaligen Überlegungen konnte er aufbauen. Insofern ging er mit diesen Prämissen ans Werk:

- Die Wasserläufe werden durchgängig durch Fußwege erschlossen. Nach Möglichkeit sollen die Wege auch Radfahrern zur Verfügung stehen.

- Der Blick auf das Wasser soll aus unterschiedlichen Richtungen überall möglich sein.

- Die vorhandenen, aus verschiedenen Stilepochen stammenden Brücken werden gestalterisch aufgewertet.

- Neue Brücken werden dort errichtet, wo es die Vernetzung der Wegeverbindungen sinnvoll bzw. notwendig erscheinen lässt.

- An den Stellen, wo Bebauung einen Fußweg am Gewässer unmöglich macht, sollen Brückenstege parallel über dem Wasserlauf entstehen.

- In Verbindung mit Gartenkunst sollte das Wasser alle Sinne ansprechen und durch Wasser-Kunst-Stationen auch zum visuellen Erlebnis werden.

Neben der Funktion als „Wassermeile" können die Wegeverbindungen nach Meinung von Ehrig auch weitere Inhalte symbolisieren: Die Ideen der Stadtmarketinggesellschaft für eine „Kulturmeile" ließen sich ebenfalls einbeziehen wie auch Funktionen als „Denkmalmeile", „Kunst- und Spielmeile" oder als „Meile der Gastlichkeit". Die genannten Funktionen bieten vielfältige Perspektiven für Investitionen, meint Günter Vogt, der alle Akteure, die an einer positiven Entwicklung der Innenstadt Interesse haben, zur Mitwirkung einlädt.

Vor einer Umsetzung der planerischen Visionen ist zunächst einmal der kommunalpolitische Konsens über die Vorschläge erforderlich. Eine erste Präsentation im Stadtentwicklungsausschuss macht den Initiatoren Mut: Zwischen den Überlegungen der städtischen Planer und des von der Volksbank engagierten Landschaftsarchitekten gab es weitgehende Übereinstimmung. Auch die Vertreter der politischen Parteien signalisierten Zustimmung, die Ideen auf Basis der vorgelegten und auf diesen Seiten dokumentierten Pläne weiterzuverfolgen. Eine erste Kalkulation der voraussichtlichen Kosten soll noch vor der Sommerpause vorliegen.

Ein neuer „Wallgraben-Steg“ im Bereich eines Biergartens und ein „Hochzeits-Steg“ zum Standesamt sollen den Wallgraben aufwerten. Außerdem sind eine Neugestaltung des Ufers und eine Erneuerung der Bäume vorgesehen. Die hier überalterten Kastanien sollen durch eine Lindenreihe ersetzt werden.

Eine Wasserbühne am Rundturm der Schlossbefestigung schlägt der Planer als zusätzliche Attraktion im Bereich Burggraben vor. Hier könnten in Zukunft Freiluftkonzerte stattfinden. Eine dezente Beleuchtung der Befestigungsmauern und die Einrichtung von „Spielpunkten'' zwischen Mittelmühle und Lippischem Landesmuseum sind außerdem vorgesehen. Christhard Ehrig schlägt außerdem in Teilbereichen eine Neugestaltung des Burggraben-Ufers vor. Die Innenstadt mit ihrer Fußgängerzone könnte von diesen Veränderungen besonders stark profitieren.

Der Mühlengraben ist im Vergleich mit den anderen Abschnitten entlang der künftigen „Wassermeile“ derzeit am wenigsten im Bewusstsein der Öffentlichkeit, da dieser Wasserlauf nur an wenigen Stellen über eine längere Strecke frei zugänglich ist. Landschaftsarchitekt Ehrig schlägt eine Reihe von Veränderungen vor, die in ihrer Addition einen durchgehenden Weg von der Bruchstraße bis zum Klinikum Detmold ermöglicht und insofern auch die Nordstadt erstmals an die Innenstadt anbindet.

Ausflüge auf dem Wasser

Der Wasserweg zwischen dem Detmolder Schloss und dem Sommerpalais der fürstlichen Familie hatte in früheren Zeiten auch schon einmal eine ganz praktische Bedeutung: Bei schönem Sommerwetter machten die Fürsten zur Lippe mit kleinen Booten Ausflüge vom Schloss zur Inselwiese. Ein System von Schleusen half ihnen dabei, die Niveau-Unterschiede der Wasserläufe zu überwinden. An eine Wiederbelebung dieser Tradition ist allerdings im Rahmen der jetzt entwickelten Pläne nicht gedacht.

Autor:
k.A.

Jahr:
2002

Typ:
Magazin

Verlag:
Volksbank Detmold eG (Detmold)

ISBN / ISSN:
k.A.

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