Publikation
Spielarten repräsentativen Grüns
Buchtitel: Konzepte mit Perspektive Landschaftsarchitektur in Nordrhein-Westfalen
Repräsentatives Grün, das ist »standesgemäßes« Grün. Auch in demokratischen Gemeinwesen hat der Begriff der repräsentativen, also der »stellvertretenden, ehrenvollen und würdigen« Freiflächen (so die Übersetzung im Duden) durchaus noch eine Bedeutung. Diese Freiflächen sollen, wie die Gebäude, denen sie in der Mehrzahl zugeordnet sind, die Position, die gesellschaftliche Stellung von Institution oder Personen standesgemäß darstellen. Waren früher die Schlösser, Burgen und Herrensitze mit zeitentsprechend »repräsentativen« Freianlagen ausgestattet, so waren es später die Rat- und Bürgerhäuser, Villen und Gutshöfe. Heute fallen uns bei repräsentativen Bauten, zugehörigen Parks, Gärten und Schmuckanlagen auch die Verwaltungsbauten von Versicherungen, Banken und Konzernen ein, die die ökonomische, politische oder gesellschaftliche Bedeutung der jeweiligen Institution der Öffentlichkeit demonstrieren. Außerdem zählen wir zu den Freianlagen an repräsentativen Bauten jene an Bundes- oder Landesministerien, Stadthallen und Rathäusern und den modernen Villen der politisch, ökonomisch und gesellschaftlich einflussreichen Privatpersonen.
In den Kompendien zur Grün- und Freiraumplanung sind Beispiele dieser Flächenkategorie explizit nur selten beschrieben, zumeist dann im Zusammenhang mit historischen Anlagen, Schlössern beispielsweise. Selbstverständlich hängt die Gestaltung derartiger Flächen vom Zeitgeist und den jeweils vorherrschenden Stilformen ab, immer aber sind sie bewusst gestaltet und auf das jeweilige private oder öffentliche Prestige bedacht. Begriffe wie Dimension, Proportion und Raumwirkung stehen in repräsentativen Anlagen in besonderer Beziehung zu Begriffen wie großzügig, wert-, würde- und anspruchsvoll, aufwendig, monumental oder auch extravagant, formenreich und kunstvoll, oder klar und einfach, reduziert.
Das Land Nordrhein-Westfalen beherbergt neben der Landeshauptstadt Düsseldorf bis zur Jahrtausendwende auch den Regierungssitz der bundesdeutschen, föderalen Demokratie, das Dauerprovisorium Bonn. An dergestalt zentral bedeutsamen Standorten finden sich dann auch die Repräsentationsbauten der Lobbyisten sowie zahlreiche weitere öffentliche Gebäude, Büros, Banken oder Hotels der gehobenen Klasse. Aber nicht nur in Düsseldorf und Bonn hatten Landschaftsarchitekten seit dem Ende des Krieges die Gelegenheit, neue repräsentative Freiräume zu gestalten oder historische Freiflächen zu untersuchen und wiederherzustellen. Herausragende Beispiele finden sich überall, in Hagen wie in Paderborn, in Köln oder Essen.
Bonn
Nach einem Abriss der Stadtgeschichte Bonns kommen Gottfried und Toni Hansjakob 1979 (Das Gartenamt 28, August) zu dem Schluss: »2000 Jahre Stadtgeschichte müssen bei der Gestaltung der Bundeshauptstadt ebenso berücksichtigt werden wie die landschaftlichen und stadträumlichen Vorgaben. Die Demokratie als Bauherr wird sich in der Darstellung ihrer Gewalten ebenso artikulieren wie sich diese Gewalten in den demokratischen Planungsprozess einfügen werden, welcher die Planungshoheit für die städtebaulichen Planungen eindeutig bei der Stadt Bonn belässt.«
Autor:
Imma Schmidt
Jahr:
2001
Typ:
Buch
Verlag:
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf)
ISBN / ISSN:
3-421-03482-6
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