Publikation

Flusslandschaft als grüne Lebensader


Zeitschrift: Garten und Landschaft

Vom 16. April bis zum 3. Oktober findet in Paderborn die vierte Landesgartenschau Nordrhein-Westfalens statt. Planungsgrundlage war ein 1986 ausgelobter Landeswettbewerb, der zunächst nur den engeren Bereich des Schlosses von Paderborn-Schloss Neuhaus und die angrenzenden Alme-Lippe-Auen erfasste. Um eine bessere städtebauliche Grünvernetzung von den Paderquellen der Kernstadt über Schloss Neuhaus bis in die freie Landschaft zu erreichen, entschloss sich die Stadt im Jahre 1989, auch die Paderaue vom Padersee bis zum Ortskern Schloss Neuhaus in das Gesamtkonzept einzubeziehen. Damit sollen auf Dauer die Flussauen von Pader, Alme und Lippe ökologisch verbessert und Naherholungsbereiche großräumig über die Flusslandschaften bis zum Lippesee erschlossen werden. Aufgewertete ortsnahe Grünzonen dienen als Stadt- und naturräumliche Vernetzungsadern zwischen den Wohngebieten. Die Landesgartenschau umfasst eine Fläche von ungefähr 60 Hektar. Ihre thematischen Schwerpunkte sind standortspezifisch begründet. Im Vordergrund steht das Leitthema der Stadtlandschaft an Pader-, Alme- und Lippeaue. Diese grüne Lebensader der Stadt Paderborn haben wir naturnah entwickelt. Eine Fuß- und Radwegeverbindung mit verschiedenen Brücken erschließt die Flussauen von der Kernstadt bis in die freie Landschaft. Für den naturnahen Ausbau der unterschiedlichen Gewässertypen wurde ein Planfeststellungsverfahren nach dem Wasserhaushaltsgesetz durchgeführt, so dass erst 1992 und 1993 gebaut werden konnte.

Ein weiteres Leitthema ist die Rekonstruktion des Barockgartens der fürstbischöflichen Residenz von Schloss Neuhaus unter gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten. Die authentische Rekonstruktion des Parterre à l'angloise nach Plänen von Phielip Sauer, 1753, macht die gestalterischen Bezüge zwischen Schloss, Gräfte und Parterre wieder erlebbar. Sonstige Themenschwerpunkte und Ausstellungsbeiträge sind behutsam in die Randbereiche der Auen eingefügt worden. Unter dem Thema Spiel und Sport haben wir einen Auenspielplatz gestaltet, mit einer Spiellandschaft aus Sand, Flussfindlingen, Kieseln, einer Quelle, einem Wasserlauf, Rasenwällen und Bäumen der Weichholzaue. Den Spielplatz an der Fürstenallee prägen Sandsteinfelsen, eine Freilichtbühne dient als Kinder- und Jugendforum. Unter den gärtnerischen Themen findet man Beiträge zur Pflanzenverwendung: Schattenstauden und Frühlingsgeophyten, ein Rosen- und Blütengarten im ehemaligen Anzuchtgarten des Schlosses, Rosen mit Wildcharakter und Rosenbegleitstauden, Wildstaudenverwendung nach der potentiellen natürlichen Vegetation, Blumenschauen in den Eingangsbereichen mit wildblumenartigen Wechselbepflanzungen. Außerdem sind ein Schulgarten und ein „Grünes Klassenzimme“ angelegt worden, eine Kleingartenanlage, Gärten der Gartenbauvereine, Gärten der Partnerstädte sowie ein Medizinal- und Blindengarten. Die Landesgartenschau Paderborn 1994 verfolgt nicht nur grünpolitische Ziele der Stadtentwicklung, sondern vermittelt auch städtebauliche Denkanstöße. Beispielsweise konnte eine die Paderaue zerschneidende Verkehrsspange für die Zeit der Gartenschau gesperrt und eingegrünt werden. Bereits vor der Eröffnung setzt sich nun die Meinung durch, die Straßenverbindung dauerhaft aufzuheben. Sicher war es auch nur durch die Landesgartenschau möglich, kurzfristig weiträumige, innerstädtische Freiflächen grünordnerisch für die Zukunft zu sichern und eine positive denkmalpflegerische Stadtentwicklung im Schloss- und Ortskernbereich des Stadtteils Schloss Neuhaus zu bewirken. 

Autor:
Christhard Ehrig

Jahr:
1994

Typ:
Magazin

Verlag:
Georg D. W. Callway Verlag (München)

ISBN / ISSN:
0016-4720

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