Publikation

Oase in Grün


Zeitschrift: Atrium Sonderpublikation Garten

Die Gestaltung privater Gärten ist für den Bielefelder Landschaftsarchitekten Christhard Ehrig eine äußerst sensible Angelegenheit. In Detmold entwarf der Experte einen Privatgarten, der kürzlich mit einem Preis ausgezeichnet wurde.

Die Stadt Detmold liegt am Teutoburger Wald und besitzt seit kurzem einen der schönsten privaten Gärten der Region. Der Hausgarten wurde vom Bielefelder Landschaftsarchitekten Christhard Ehrig gestaltet und im Rahmen der Verleihung des nordrhein-westfälischen Landschaftsarchitekturpreises 2006 mit einer Würdigung ausgezeichnet. Das Büro Ehrig besteht seit über 30 Jahren und machte durch Preise und Wettbewerbserfolge auf sich aufmerksam.

Ehrig setzt sich für eine «integrative Landschaftsarchitektur» ein, bei der unterschiedliche Bedürfnisse der zukünftigen Gartenbenutzer, Nachhaltigkeit, Kostenbewusstsein und ästhetische Ansprüche gleichermaßen berücksichtigt werden. Wir trafen Christhard Ehrig zum Gespräch, um mehr über die Gestaltung von Privatgärten zu erfahren.

Herr Ehrig, welche Grundidee stand hinter dem preisgekrönten Designergarten in Detmold?

Die Grundidee war, einen pflegeleichten Garten passend zur funktionalen Architektur des Bungalows mit klaren Maßeinheiten und hoher Transparenz zu schaffen. Die Sichtbezüge von innen nach außen und vom Garten durch das Haus sollten das Lebensumfeld der Familie zu einer Einheit verschmelzen. Die Frage war, mit welchen gestalterischen Mitteln des Gartendesigns die klare, transparente Architektur gleichermaßen berücksichtigt wird. Wir entschieden uns für strenge architektonische Strukturen, die das Gebäude reflektiert. Ein zehn Meter langes und 1.40 Meter breites Wasserbecken wird dabei zum Spiegel des Hauses. Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Gestaltung des Gartens waren die Bedürfnisse der Familie. Beide Partner sind beruflich stark eingebunden. Die Mutter arbeitet als freischaffende Kindermode-Designerin in einem sich zum Garten öffnenden Atelierraum. Gleichzeitig sollte der Garten für die beiden Kinder attraktiv sein. Aus diesem Grund muss der Freiraum Vielseitiges bieten: Er wird zur Oase der Entspannung und des Schauens, ja, dient vielleicht auch der Meditation. Hinter dem Haus befinden sich ein kleiner Küchengarten und ein Spielraum mit Wasser, Sand und einer Schaukel für die Kinder. Die Kinderbeete laden zum Naschen und Experimentieren ein. Nistkästen bieten Gelegenheit, Tiere zu beobachten.

Wie gehen Sie grundsätzlich bei der Gestaltung eines Privatgartens vor?

Jeder Mensch hat eigene Erwartungen an seinen Garten. Es ist daher wichtig, die Bauherren gut kennenzulernen. Das heißt: Welche gestalterischen und funktionalen Ansprüche sind da? Wie sind die Lebensgewohnheiten der Familie? Weitere wesentliche Faktoren sind aber auch die vorhandenen Ressourcen wie Baumbestand, Bodenbeschaffenheit, hydrologische Verhältnisse, Topografie und Klima. Und schließlich müssen Stil und Gestaltung der Gartenstruktur mit der Gebäudearchitektur zu einem einheitlichen Werk verbunden werden.

Welche Anforderungen an den Entwurf stellt ein privater Außenraum im Vergleich zum öffentlichen?

Das Besondere bei der Privatgartenplanung ist, dass man im Grunde etwas sehr Sensibles tut. Man entwirft einen Raum, der zum persönlichen Umfeld eines Menschen gehört, in dem alltägliche Sinneseindrücke das Wohlbefinden beeinflussen. Bei öffentlichen Anlagen zielt die Planung hingegen auf ganze Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen und Anforderungen. Öffentliche Planungen stellen soziale und künstlerische Anforderungen in großem Maßstab dar.

Wie sieht Ihr eigener Garten aus?

Mein eigener Garten entstand mit dem Bau unseres Büro- und Wohnhauses südlich des Teutoburger Waldes. Das Grundstück liegt am Waldrand und ist nach Süden ausgerichtet. Die Holztragwerkkonstruktion unseres Bungalows setzt sich in linearen Klinkerbändern des Gartens fort. Terrassen, kleine Plätze, Plattenpfade und ein langer architektonischer Wasserspiegel fügen sich in das Ordnungsprinzip ein. Eine mehrstämmige Scheinbuche bildet einen artifiziellen Hain für vielfältige Frühlingsblüher. Buchsbaumkugeln, Ilex-Bäume und Steinsetzungen strukturieren hingegen den Garten in der dritten Dimension. Im Kontrast dazu steht die Vielfalt der Pflanzen, die sich nach ökologischen Prinzipien ineinanderweben. Das alles erzeugt Spannung - was mir gefällt und entspricht.

Autor:
Carole Gürtler

Jahr:
2007

Typ:
Magazin

Verlag:
Archithema Verlag AG (Zürich)

ISBN / ISSN:
1423-7377

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